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Mich traf ein Mädchen


Wolf Bierman (in "Deutschland im Herbst", 1977, Rainer Werner Fassbinder)

Mich traf ein Mädchen
Und das tat weh
Die Tränen sprangen ihr aus dem Gesicht
Sie schrie:
"Von wegen, von wegen, von wegen,
Sich selber umgebracht
In Filbingers Superknast,
Das wär ja gelacht
Genau wie Ulrike, von wegen,
Die drehens immer so wie's ihnen paßt.

Der Baader, die Enslin, der Raspe
Die Alchemisten der Revolution
Ich glaube sie haben beides
Sich selbst und sie wurden
So weit gebracht
Verzweifelt an Sich
Und verzweifelt ans uns
Und haben den letzten schwarzen Schritt
Zu dritt
Sehr alleine gemacht.

Doch hätt das verzweifelte Mädchen recht
Und käm es heraus übers Jahr,
Daß der Selbstmord kein Selbstmord war
Du, mach dir nichts vor
Zuviele hier fänden es gut so
Es würde das Bier noch besser schmecken
Sie würden sich freuen
Wie über die Prachtkerls von GSG9

Doch würd sich auch anderes zeigen
Es würden in diesem schönen Land
Die Zahl derer die sich mit eigenen Hand
Umbringen noch schneller steigen

Wohin mit den Tränen
Was wird mit ihr,
was, mit dem Mädchen und überhaupt hier
In diesem blühenden Kriseln?
Ich werde wohl bald ihr Foto sehen,
Es wird in der Reihe mit anderen stehen
Beim Bäcker im Fenster
Und eine Hand
Mit Kugelschreiber bewaffnet wird dann
Auskreuzen mit einem Krakelstrich
Ihr Menschengesicht.


[fehlt noch] Kommentar, Geschichte, Deutschland im Herbst

Dazu ist ein weiteres Biermann-Stück interessant, das im gleichen Film vorgetragen wird. Den wirklichen Titel des Liedes kenne ich nicht, daher habe ich es "Was wird bloß aus unseren Täumen?" (nach der ersten Zeile) genannt.


Stefan Brix
sx@brix.de

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